Jetzt ist es da, das Buch, das Herman Melvilles „Moby Dick“ inspirierte.
„Die Lektüre dieser ungeheuren Geschichte hatte eine verblüffende Wirkung auf mich.“
Herman Melville
Die Männer vom Walfänger „Essex“ trauen ihren Augen nicht, und sie sind derart ungläubig, dass sie die Gefahr erst im letzten Moment begreifen. Mitten in der Waljagd sehen sie sich dem Ansturm eines gewaltigen Tieres ausgesetzt, das – dergleichen hat es zuvor nie gegeben, zumindest hat nie ein Walfänger Vergleichbares berichten können – den Spieß herumdreht. Statt eilends den Harpunen der Walfangboote davonzuschwimmen, wendet sich der Wal mehrmals bewusst dem Hauptschiff zu und rammt frontal dessen Bug. Ein gewaltiges Leck im Schiffsrumpf ist die Folge. Keine Rettung für das Schiff – tausend Meilen vom nächstgelegenen Land entfernt, und die »Essex« sinkt.
Owen Chase, Erster Steuermann, gehörte zu den wenigen Überlebenden dieser Katastrophe. Sein Buch darüber ist ein packender, authentischer Abenteuerbericht. Herman Melville, dessen Geburtstag sich am 1. August zum 200. Mal jährt, war von der Lektüre derart fasziniert, dass sie ihn nicht mehr losließ. Chases Buch hat ihn entscheidend zu seinem unvergänglichen Klassiker »Moby Dick« inspiriert. Es erscheint hier erstmals ungekürzt auf Deutsch und um weitere Berichte und Dokumente in deutscher Erstübersetzung ergänzt. Auch eine zweite, kürzere Inspirationsquelle Melvilles, die Erzählung „Mocha Dick“ von Jeremiah Reynolds, wurde in diesen Band mit aufgenommen.
Die historischen Ereignisse waren die Vorlage für die Filme „Im Herzen der See“ (2015) mit Chris Hemsworth und Cillian Murphy und „Der Wal“ (2013) mit Martin Sheen. Warum es historisch tatsächlich aber anders – und spannender – war, als diese Filme zeigen, lässt sich in der Lektüre dieses Buches nachvollziehen.
Owen Chase (1796-1869) wurde in Nantucket geboren und fuhr bereits früh zur See. Nach der „Essex“-Katastrophe wurde er einer der erfolgreichsten Walfänger-Kapitäne der Geschichte. Angesichts der schriftstellerischen Qualität seines Berichts erhob sich die Frage, ob er selbst oder ein Ghostwriter das Manuskript formuliert habe. Herman Melville schrieb dazu: „Es gibt offensichtliche Anzeichen, dass es für ihn geschrieben wurde, und doch erweist die ganze Art des Buchs, dass es sorgsam nach seinem Diktat der Fakten geschrieben wurde – es ist beinahe dasselbe, als hätte er es selbst verfasst.“