See-Land: Liebeslied
EP
Auf WDR 2 wurde diese Musik vorgestellt, inzwischen höre ich sie seit Wochen. „See-Land“ heißt das Musikprojekt, dessen Kopf und Zentrum der Komponist und Gitarrist Martin Deville ist. Fünf Stücke sind auf einer ersten EP veröffentlicht und über YouTube, iTunes oder Spotify abrufbar. Bekanntlich gibt es Musik, die sich nach mehrmaligem Hören zu erschöpfen beginnt, und andere, die etwas Überdauerndes an sich hat. Diese Musik gehört zur zweiten Sorte.
Der Einstieg ist das titelgebende „Liebeslied“, ein niveauvoller Ohrwurm, eine angenehm verhaltene Hymne mit poetisch-gewitztem Text und stillem Jubel, denn da finden sich gerade zwei. Man achte auf den Beginn, ohne Intro, ohne Umweg, stark und treffend wie die Liebe auf den ersten Blick.
Mein eindeutiger Favorit unter den fünf Stücken ist „Dein eigenes Echo“, eine atmosphärisch ungemein dichte Klavierkomposition, hinreißend eingespielt, wundervoll im Sound, minimalistisch konzentriert – kein Ton zuviel, keiner zu wenig, alles reduziert auf die maximale Essenz. Es wirkt ein bisschen, als habe sich ein faszinierter Erik Satie ganz in die Betrachtung eines Gemäldes von Edward Hopper vertieft. Drei Minuten voller Klarheit, melancholisch, von zeitloser Schön- und Entrücktheit. Habe ich das Stück gehört, beginne ich es von vorn. Magisch.
In „Ein einziger Garten“ wandeln wir nicht durch gepflegte Blumenbeete und an frisch geschnittenen Hecken entlang, sondern werden überraschender Weise in einem Moment der stillen Freude und des inneren Friedens harmonisch sanft aufs Meer hinausgetragen. „Der Wetterleuchter“ beschwört den Einsatz für die eigenen Überzeugungen und Utopien, die es nicht aus den Augen zu verlieren gilt, kämpferisch im Text, offen und hoffnungsfroh in der Musik. Alle diese Stücke entwickeln sich beim Hören, sind ohne Abnutzungserscheinungen, jenseits jeder schlichten Eingängigkeit, jedes Mal noch etwas besser, als sie beim letzten Durchgang waren.
Weil nichts über das eigene Urteil geht, folgen an dieser Stelle die entscheidenden Links. Zur WDR-Vorstellung von „See-Land“ geht es hier. Weitere Informationen enthält die Website von „See-Land“, über die sich alle Stücke anhören lassen. Wobei der Hinweis nicht fehlen darf, dass es eine (leider nicht käuflich zu erwerbende) Promotion-CD gibt, die die Stücke noch weit besser – weil im Sound deutlich brillanter – zur Geltung bringt. Und direkt zum YouTube-Videoclip von „Liebeslied“ führt schließlich der Klick hier.
MICHAEL KLEIN